Der Investmentmarkt für Immobilien hat seit 2022 an Attraktivität einbüßen müssen. Die hohe Inflation und die damit verbundenen Zinsanhebungen haben Kredite verteuert und die Verkaufspreise für Immobilien sinken lassen. Und der Krieg am Rande Europas hat die Energiekosten mit einem Schlag in ungeahnte Höhen getrieben. Die Folge: Vor allem angesichts der gestiegenen Energiekosten gewinnt die Energieeffizienz von Gebäuden zunehmend an Relevanz, es ergibt sich somit ein Fokus für aktive Immobilienmanager. Wie sich das konkret äußert und welche weiteren Auswirkungen die hohen Energiepreise für den Immobilienmarkt mit sich bringen, erfahren Sie in diesem Beitrag.
Anreize zur Umsetzung von ESG-Richtlinien
Eine erste Folge der hohen Energiekosten ist ein steigendes Interesse an energetischen Sanierungen. Denn eines ist klar: Je weniger Energie ein Gebäude verbraucht, umso geringer sind die Kosten. Das Thema ist zwar seit Jahren ein wichtiger Trend – vor allem im Bestandsbau – wurde von der Politik jedoch eher nachlässig behandelt. 2022 allerdings lagen die staatlichen Förderungen für energieeffiziente Maßnahmen erstmals bei insgesamt 2,6 Milliarden Euro – ein neuer Rekordwert.
Für Immobilienunternehmen hat die Investition in energetische Sanierungen noch einen weiteren Vorteil: Damit können sie nachhaltige Praktiken etablieren, die im Rahmen einer jeden ESG-Strategie immer wichtiger werden. ESG steht für Environment (Umwelt), Social (Soziales) und Governance (Unternehmensführung).
Ein Blick auf die Entwicklung der Energiekosten
Zwar sind die Preise für fossile Energieträger im Jahr 2023 zuletzt wieder leicht gesunken, sie liegen aber noch weit über dem Niveau von 2021/2022. Gas ist beispielsweise doppelt so teuer und Strom hat nach einigem hin und her eine Preissteigerung von rund 20 Prozent erlebt. Ein Ende der Energiekrise scheint nicht in Sicht: Experten zufolge werden die Einkaufspreise für Gas auch bis ins Jahr 2026 hinein noch sehr hoch sein.
Dabei spielt in Europa, vor allem aber bei uns in Deutschland nicht nur der Wegfall des wichtigen Gaslieferanten Russland eine zentrale Rolle, sondern auch die CO2-Steuer, die in den nächsten Jahren weiter angehoben werden soll. Zudem fehlt es an einer alternativen Energieinfrastruktur, etwa für den Bezug von Flüssiggas (LNG).
Der Anteil des Gebäudesektors am Energieverbrauch
Die Bundesregierung hat sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, den Gebäudebestand in Deutschland bis 2045 komplett klimaneutral zu gestalten. Derzeit verbrauchen Gebäude rund 35 Prozent der produzierten Energie, vor allem für Heizung und Warmwasserbereitung. Der Anteil erneuerbarer Energien an der Stromversorgung erreicht bereits rund 46 Prozent – Tendenz steigend. Die Nutzung dieser Energiequellen für Wärme steckt allerdings noch in den Kinderschuhen. Deshalb investiert der Bund mit unterschiedlichen Förderprogrammen in Maßnahmen zur energetischen Sanierung von Bestandsbauten.
Wirtschaftliche Attraktivität von Gebäudesanierungen
Die Bundesförderung für die Sanierung von Bestandsbauten (BEG) setzt sich aktuell aus drei Bausteinen zusammen:
- Bundesförderung für effiziente Wohngebäude (Komplettsanierungen)
- Bundesförderung für effiziente Nichtwohngebäude (Komplettsanierungen)
- Bundesförderung für Einzelmaßnahmen an Wohn- und Nichtwohngebäuden
Mithilfe dieser Fördermittel können Bauherren und Investoren beispielsweise Photovoltaik- und Solaranlagen installieren, eine innovative Heiztechnik implementieren oder Wärmepumpen einbauen. Darüber hinaus tragen Dämmungsmaßnahmen an Außenwänden, Dach und Kellerdecke sowie wärmeisolierende Fenster in hohem Maße zu Energieeinsparungen bei.
Für Immobilienunternehmen besonders interessant: Aktuelle Daten zeigen, dass Gebäude mit schlechter Energiebilanz bis zu 30 Prozent Wertverlust erleiden können. Demgegenüber gewinnen Immobilien mit einer Energieeffizienzklasse zwischen A und C zunehmend an Attraktivität. Auch deshalb sollten Eigentümer daran interessiert sein, in den Werterhalt und die Wertsteigerung ihrer Assets zu investieren.
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Insbesondere historische Bestandsbauten profitieren von energetischen Gebäudesanierungen.
Compact Living: Sinkender Flächenverbrauch bei Wohnungen
In Anbetracht der steigenden Nebenkosten für fossile Energieträger suchen Verbraucher nach Möglichkeiten, wie sie Geld sparen können. Eine logische Überlegung ist es, den Wohnraum pro Kopf zu reduzieren. Denn: Weniger Fläche bedeutet einen geringeren Energieverbrauch für Heizung, Kühlung und Beleuchtung.
Dadurch sind in den letzten zwei Jahren die Preise für energieeffiziente kleine Wohnungen stark gestiegen, wie der Compact Living Report 2023 ergab: Die Kaufpreise liegen um 7,9 Prozent höher, die Mieten um 3,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Zudem haben sich die Vermarktungszeiten für 1- und 1,5-Zimmer-Wohnungen reduziert. Neubauten sind durchschnittlich weniger als 22 Wochen am Markt verfügbar. Ihre Zahl hat sich vor allem in Großstädten stark erhöht: Zwischen 2011 und 2020 wuchs zum Beispiel der Bestand an Einraumwohnungen in Berlin um 29 Prozent auf rund 94.000 Wohnungen, in Frankfurt am Main um 22 Prozent auf rund 32.000 kompakte Apartments und in Leipzig um 20 Prozent auf knapp 19.000 Wohnungen.
Wieder zunehmende Attraktivität von Büroimmobilien
In der neuen Arbeitswelt spielen Home Office und mobiles Arbeiten eine immer wichtigere Rolle. Viele Angestellte schätzen die Flexibilität und Unabhängigkeit, die ihnen die Arbeit außerhalb des Büros bietet. Die hohen Nebenkosten könnten für sie jedoch ein Anreiz sein, wieder häufiger ins Büro zu kommen. Vor allem in den kälteren Monaten können die gestiegenen Heizkosten eine große finanzielle Belastung darstellen. Wer tagsüber im Büro ist, kann in den eigenen vier Wänden Energie und damit Kosten sparen.
In diesem Zusammenhang gewinnen Büroimmobilien wieder an Attraktivität. Doch auch hier achten Mieter auf hohe Energieeffizienzklassen der Gebäude sowie eine funktionale Gestaltung, die den neuen Arbeitsbedingungen angepasst ist. Die Landmark Properties von Clarus wie das LES1 in Hamburg oder der Opernplatz XIV in Frankfurt am Main erfüllen bereits hohe Nachhaltigkeitsstandards und bieten moderne Büroflächen.
Quelle: https://www.clarus-am.com/portfolio/les-1/#gallery-9
Funktionale Büroräume in energetisch sanierten Gebäuden werden für Mieter und Investoren wieder attraktiver.
Energetische Sanierung als Investition in die Zukunft
Die neuen Trends am Wohnungsmarkt sowie globale Herausforderungen wie der Klimawandel erfordern von Immobilienunternehmen aktives Handeln. Mithilfe energetischer Maßnahmen an Bestandsbauten leisten Eigentümer und Verwalter einerseits einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz, denn dadurch lassen sich Energieverbrauch, CO2-Emissionen und Heizkosten reduzieren. Andererseits erhöhen sie mit einer solchen Modernisierung den Wert und die Attraktivität ihrer Assets, was wiederum ökonomische Vorteile wie eine verbesserte Vermietbarkeit und potenziell höhere Mieten sowie Verkaufspreise bietet. Energetische Sanierungen sind deshalb eine doppelte Investition in die Zukunft – die durch staatliche Förderprogramme umso attraktiver werden.
In unserem Blogbeitrag „Werterhalt und Wertsteigerung von Immobilien“ erfahren Sie mehr darüber, welche Maßnahmen sich lohnen, um Immobilien über mehrere Jahre oder sogar Jahrzehnte profitabel zu bewirtschaften.